Dass
jedes Leitungsamt, nicht nur das kirchliche, eine gewisse Einsamkeit mit
sich bringt, darüber ist sich der neue Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz
Wiesemann (47) im Klaren. „Man trägt einfach die letzte Verantwortung",
sagt er. Genauso gut weiß er aber auch, dass Leitung ohne das Gespräch,
den Austausch nicht funktionieren kann. Wer mit dem 1960 in Herford geborenen
und in Enger aufgewachsenen Kirchenmann redet, merkt immer wieder, wie
wichtig und prägend für ihn die Begegnung und auch die Auseinandersetzung
mit anderen ist. Künftig werden seine ersten Gesprächspartner
die Menschen in der südwestdeutschen Diözese Speyer sein, auf
die er sich freut und die er dazu ermutigt, „ihm beizustehen und
auch als Korrektiv zu wirken".
Während seiner Ausbildungszeit in Paderborn und Rom hat er als Student
und Priesteramtskandidat viele echte, überzeugende
Vorbilder kennen gelernt, zu denen er aufblicken konnte. Diese Erfahrung
sei gerade während seiner Ausbildung ganz wichtig gewesen, denn er
ist überzeugt davon, dass „die Kirche eine vielschichtige Wirklichkeit
ist, die von Menschen lebt, die einfach durch ihre Persönlichkeit
überzeugen können". Dazu zählt er auch die beiden
Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
Seine Jahre als Vikar in Geseke, Geburtsort des Trierer Bischofs und künftigen
Münchener Erzbischofs Dr. Reinhard Marx, beschreibt er als eine „wunderschöne
Zeit".
Im Bistum Speyer wartet nun ein neues Team auf ihn, es warten neue Begegnungen,
neue Herausforderungen.
Noch ist die Diözese, die Gebiete von Rheinland-Pfalz und dem Saarland
umfasst, Neuland für ihn. Neuland zu betreten, darin hat Bischof
Wiesemann jedoch Übung. Hat man ihn doch schon einmal ins Unbekannte
geschickt, von Paderborn aus, zum Studium nach Rom, „ohne zu wissen,
wo ich hinkomme, mit zwei Koffern in der Hand und noch nie zuvor in Rom
gewesen". Nun schickt ihn der Papst nach Speyer, an die Spitze eines
Bistums. Ankommen wird er dort mit mittlerweile etwas mehr als zwei Koffern,
mit viel Respekt vor der langen christlichen Geschichte dieser Diözese
und mit Hoffnung: „Ein Bistum mit einer solch langen Geschichte
hat sein eigenes Selbstbewusstsein, das es zu respektieren gilt. Ich hoffe,
dass unsere Mentalitätsunterschiede anregend wirken und dass ich
das Bistum mit meiner Art auch bereichern kann."
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